Quälender Juckreiz und das äußere Erscheinungsbild mit rissiger Haut und entzündeten Hautpartien gehören zu den typischen Symptomen bei Neurodermitis. Doch die tiefere Ursache, warum die Haut „verrückt spielt“, liegt im Inneren des Körpers – in einem überaktiven Immunsystem. Deswegen wollen wir uns in diesem Artikel mit der körpereigenen Abwehr beschäftigen und erläutern, in welchem Zusammenhang sie mit der chronisch-entzündlichen Erkrankung Neurodermitis steht.
Dieses Wissen über die Ursachen der Neurodermitis hat auch zur Entwicklung von neuen Behandlungsmöglichkeiten in der Forschung geführt. Auch darüber erfährst du in diesem Beitrag mehr!
Das Immunsystem ist kein einzelnes Organ, wie die Leber oder das Herz, sondern ein komplexes Zusammenspiel von verschiedenen Organen und Abläufen im Körper. Auf sogenannte Trigger – das können Allergene wie Pollen aus der Luft, äußere Reize wie große Temperaturschwankungen, aber auch Stressfaktoren sein – antwortet das Immunsystem mit einer überschießenden Reaktion. Sie kann sich zum Beispiel in Form einer Entzündung wie bei der chronisch-entzündlichen Erkrankung Neurodermitis zeigen, die die Hautbarriere schädigt und Juckreiz auslöst. Aber auch innere Organe wie der Magen-Darm-Trakt, die Atemwege und das Lymphsystem können betroffen sein.1 Bei der Neurodermitis kann es also zu einem Zusammenspiel aus einer gestörten Hautbarriere, durch die Stoffe besonders leicht eindringen können, und einer übersteigerten Abwehrreaktion auf diese zum Teil harmlosen Stoffe kommen.3 Die Veranlagung zu einer Neurodermitis kann genetisch bedingt sein. Deshalb ist das Erkrankungsrisiko erheblich höher, wenn auch Eltern oder Geschwister von Neurodermitis betroffen sind.3
Das Immunsystem wird durch ein komplexes Zusammenspiel von Immunzellen, Botenstoffen und weiteren Faktoren gesteuert. Dringen Fremdstoffe durch die Haut ein, werden bestimmte Immunzellen aktiviert. Für die Kommunikation zwischen den Immunzellen sind Botenstoffe zuständig. Letztere sorgen für die Signalübertragung, sie sind also quasi die Sprache des Immunsystems.4 Damit können Botenstoffen auch Entzündungen regulieren und diese sowohl begünstigen als auch bremsen.1
Bei der chronisch-entzündlichen Erkrankung Neurodermitis sind sogenannte T-Helfer-Zellen beteiligt. Sie produzieren Botenstoffe, darunter verschiedene sogenannte Interleukine, die Immunreaktionen auslösen, indem sie Signale übertragen. Bei Menschen mit Neurodermitis lösen die Interleukine eine Entzündung der Haut sowie Juckreiz aus und schwächen die Hautbarriere. Im Inneren der Zelle sitzen sogenannte Januskinasen (JAK), die das Signal der Interleukine innerhalb der Zelle an den Zellkern weiterleiten und Entzündungsreaktionen auslösen.1 Bei Neurodermitis sind bestimmte Botenstoffe, wie etwa die genannten Interleukine im Übermaß vorhanden (überexprimiert) und lösen über die Aktivierung von Januskinasen für die Neurodermitis typische Entzündungsprozesse aus. Wichtig ist also, ihre Wirkung zu hemmen und das aus dem Gleichgewicht geratene Immunsystem wieder ins Lot zu bringen, damit die Entzündung abklingen kann.1
Die Forschung hat sich viele Jahre die Ursachen der Erkrankung und die Zusammenhänge im Körper angeschaut. Unter anderem, in welcher Form eine übermäßige Immunantwort auf bestimmte Reize und Allergene in der Haut Entzündungen, Juckreiz und Hautveränderungen hervorruft. Das hat zur Entwicklung von innovativen Therapien geführt, die direkt am Entzündungsprozess ansetzen. Dazu gehören zum Beispiel als Biologika bezeichnete Antikörper, die bestimmte Botenstoffe blockieren, und JAK-Inhibitoren, die durch Hemmung der Januskinasen die Weiterleitung des Entzündungs-Signals in das Zellinnere blockieren. Vor allem bei mittelschwerer bis schwerer Neurodermitis konnten mit diesen neuen Therapieansätzen schon gute Ergebnisse erzielt werden.
Sprich deine Ärztin oder deinen Arzt an und frage nach neuen Behandlungsmöglichkeiten. So könnt ihr gemeinsam herausfinden, was für dich die passende Therapieoption ist.
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