Intimität, Liebe und Sexualität sind für Menschen mit Neurodermitis häufig ein schwieriges Thema. Einer Studie zufolge vermeidet jeder dritte Betroffene körperliche Nähe aus Angst, zurückgewiesen zu werden.1 Scham spielt ebenfalls eine Rolle.1 Entzündete Hautpartien, die sich gut unter Kleidung verstecken lassen, werden plötzlich sichtbar und führen dazu, dass Menschen mit Neurodermitis Hemmungen haben, ihren Körper zu zeigen. Es ist „ein Teufelskreis aus Scham und Stress“, von dem eine Patientin berichtet: „Je mehr ich mich dafür schäme, desto mehr Stress erlebe ich – eine Belastung, die sich auch äußerlich zeigt.” Hinzu kommt, dass Berührungen und Nähe schmerzhaft sein können, wenn die Haut entzündet ist.2 Wir wollen dir in diesem Artikel Mut machen und dir zeigen, wie du einen entspannten Umgang mit deiner Neurodermitis in deiner Partnerschaft erleben kannst. Darüber hinaus ist es aber auch wichtig, dass du dich nicht damit abfindest, dass die Erkrankung dich in deinem Leben und deinem Alltag einschränkt. Falls der Juckreiz dich im Griff hat und keine Verbesserung deiner Symptome in Sicht ist, solltest du mit deiner Hautärztin oder deinem Hautarzt über eine mögliche Therapieumstellung sprechen.
Mit rund zwei Quadratmetern ist die Haut unser größtes Sinnesorgan, hochsensibel und leicht reizbar.3 Hunderttausende von Nervenzellen leiten den kleinsten Druck direkt ans Gehirn. Vier Millionen Tastrezeptoren melden, ob wir Schmerzen haben, ob uns warm oder kalt ist oder ob wir uns wohl in unserer Haut fühlen.3 Die Haut spielt auch eine große Rolle beim sinnlichen Erleben – Berührungen sind die direkteste Form der zwischenmenschlichen Kommunikation. Diese ist aus vielen Gründen so wichtig für uns: Weil Berührungen zum Beispiel Glückshormone wie Oxytocin ausschütten, unsere Gefühlslage positiv beeinflussen und sogar das Immunsystem stärken können.2
Das macht deutlich, welche psychischen Folgen eine chronisch-entzündliche Hauterkrankung wie Neurodermitis haben kann. Ist die äußere Schutzhülle verletzt, bedeutet das nicht nur Stress pur für Körper und Seele. Es hat auch Einfluss auf intime Beziehungen.2,4 Viele Menschen mit Neurodermitis berichten davon, dass ihr Selbstwertgefühl leidet und sie sich psychisch belastet fühlen, insbesondere beim Kennenlernen neuer Menschen. Heranwachsenden, die erste Erfahrungen mit ihrer Sexualität machen, fällt das besonders schwer, da ihr äußeres Erscheinungsbild gefühlt nicht ihrem eigenen Attraktivitätsanspruch entspricht und die Ausstrahlung sowie das Selbstvertrauen darunter leiden können.4 Erfahrungen mit Stigmatisierung und Vorurteile (z.B. „mangelnde Hygiene“/Angst vor Ansteckung) tragen zusätzlich dazu bei, dass sich Menschen mit Neurodermitis häufig zurückziehen und am liebsten unsichtbar wären. Auch Jahre später zeigt das noch Auswirkungen. Betroffene berichten im Erwachsenenalter davon, dass vor allem die Sichtbarkeit der Symptome ihre Selbstzweifel verstärkt.
Umso wichtiger ist es, sich frühzeitig mit dem richtigen Umgang mit der Hauterkrankung auseinanderzusetzen2,4:
- Lerne selbstbewusst mit deiner Erkrankung umzugehen
Je eher du die Neurodermitis annimmst und einen positiven Umgang mit deiner Erkrankung erlernst, desto leichter wird es. Selbstliebe ist ein wichtiges Thema. Hole dir am besten psychologische Hilfe, sie ist ein guter Support bei der Bewältigung der Krankheitslast und der Entwicklung deines Selbstbildes. - Sprich offen über deine Gefühle und Bedürfnisse
Offenheit und gute Kommunikationsfähigkeit sind Türöffner in jeder Partnerschaft. Bei Neurodermitis ist es besonders wichtig. Was fühlt sich gut an? Welche Berührungen sind nicht so angenehm? Sprich offen über deine Gefühle, Bedürfnisse und Ängste. Hast du Angst davor, dass dein Partner oder deine Partnerin dich aufgrund deiner Neurodermitis nicht attraktiv finden könnte? Sprich es an! - Sei offen gegenüber den behandelnden Ärztinnen und Ärzten
Die Information, in welchem Ausmaß Neurodermitis die Beziehung belastet, kann eine wichtige Grundlage für deine Therapieentscheidung sein.
Niemand muss Symptome, die auch die Partnerschaft drastisch beeinträchtigen können, hinnehmen. Wichtig ist es, zum frühestmöglichen Zeitpunkt seinen Arzt oder seine Ärztin aufzusuchen, um über neue Therapieoptionen zu sprechen. Denn es gibt sie, moderne Behandlungsmöglichkeiten, die die entzündlichen Ekzeme und den Juckreiz zum Abklingen bringen können. Doch viele Menschen mit Neurodermitis haben Hemmungen, sich anderen Menschen mit intimen Themen anzuvertrauen.2 Hier wäre ein aktives Nachfragen auch seitens deines Arztes oder deiner Ärztin wünschenswert.
Es fällt dir schwer zu kommunizieren, wie sehr dich deine Neurodermitis belastet und einschränkt? Dann nutze den Neurodermitis-Alltags-Check, um dir und deinem Arzt oder deiner Ärztin die Auswirkungen deiner Erkrankung auf das alltägliche Leben bewusstzumachen. Das Ergebnis kannst du mit in das nächste Arztgespräch bringen.
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