Die Ernährung hat bei Menschen mit Neurodermitis häufig einen großen Stellenwert, da es ein Faktor ist, den man selbst leichter beeinflussen kann als andere, beispielsweise Stress, Pollen, Kälte. Aber heißt das automatisch, dass du einem strikten Ernährungsplan folgen musst? Reicht es aus, auf bestimmte Lebensmittel zu verzichten, um deine Symptome in den Griff zu kriegen? Das sind nur zwei von vielen Fragen, die sich Menschen mit Neurodermitis rund um die Ernährung stellen. Auch kursieren sehr viele Mythen und Empfehlungen, welche Lebensmittel Betroffene nun meiden oder bevorzugen sollten – in diesem Blogbeitrag wollen wir dich darüber aufklären, welche Rolle die Ernährung bei Neurodermitis spielt – und warum ein „Verzicht“ oftmals nicht die alleinige Lösung zur Linderung deiner Symptome darstellt.
Die Ursache für die chronisch-entzündlichen Prozesse bei Neurodermitis steckt unter anderem in den Genen.1 Doch es gibt auch beeinflussbare Faktoren: die Psyche gehört dazu, die Darmgesundheit und auch die Ernährung. Jeder Mensch ist einzigartig, und so reagiert auch jeder Körper unterschiedlich auf Nahrungsmittel. Musst du deswegen deinen Speiseplan völlig umstellen oder eine strenge Diät machen? Ganz klar: Nein, musst du nicht! Bei Neurodermitis gibt es keine pauschale Diät und tatsächlich wird der Ernährung bei Neurodermitis oftmals sogar zu viel Bedeutung beigemessen.2 Trotzdem kann sie einen Einfluss auf die Erkrankung nehmen. Bei Menschen mit Neurodermitis sind dafür meist Allergien verantwortlich. Das trifft jedoch nicht auf jeden zu. Es kann daher helfen, ein Ernährungstagebuch zu führen, um den Zusammenhang zwischen deiner Ernährung und dem Zustand deiner Haut festzuhalten. Wenn der Verdacht besteht, dass bestimmte Lebensmittel deine Symptome verschlimmern, solltest du das mit deiner Ärztin oder deinem Arzt besprechen und schauen, ob sich eine Besserung einstellt, wenn du etwas an deiner Ernährung veränderst.3 Insbesondere bei Kindern, die schon im ersten Lebensjahr von einem atopischen Ekzem betroffen sind, kann ein Allergietest klären, ob spezifische IgE-vermittelte Allergien gegen bestimmte Lebensmittel wie Kuhmilch, Weizen, Soja und Eier vorliegen.4
Es gibt inzwischen gesicherte Erkenntnisse, dass manche Lebensmittel entzündliche Prozesse fördern.1 Ein hoher Konsum von raffiniertem Zucker zum Beispiel. Aber auch Milch, bestimmte Milchprodukte und stark verarbeitetes Fleisch bergen ein erhöhtes Risiko, entzündlich zu wirken. Gut dagegen ist eine ausgewogene gesunde Ernährung mit bestimmten Vollkornprodukten (Hafer, Hirse, Dinkel, Buchweizen, Amaranth und Quinoa), viel gedünstetem Gemüse, Obst, ein- bis zweimal pro Woche Fisch und magerem (weißen) Fleisch sowie fermentierten Milchprodukten. Mehrfachungesättigte Fettsäuren können sogar eine entzündungshemmende Wirkung haben.3 Dazu gehören zum Beispiel Omega-3- Fettsäuren, die in bestimmten Pflanzenölen und fettem Fisch enthalten sind. Ebenfalls positiv: sekundäre Pflanzenstoffe und Vitamin E, die in Beeren, bestimmten Gemüsesorten wie Spinat und Brokkoli, Nüssen und Kräutern enthalten sind. Das Spurenelement Zink ist wichtig für die Gesundheit der Haut und kommt in einer Vielzahl von Lebensmitteln, einschließlich Nüssen und Samen, vor.
Die wichtigste Empfehlung für die Ernährung bei Neurodermitis ist, dass der Speiseplan unter Berücksichtigung individueller Allergien oder Unverträglichkeiten gesund und abwechslungsreich gestaltet wird.3 Ein kontinuierlicher Verzicht auf verschiedene Lebensmittel ohne zuvor abgeklärte Diagnose, kann hingegen nicht nur die Lebensqualität beeinträchtigen, sondern auch die Toleranz für diese Nahrungsmittel senken oder eine Mangelernährung begünstigen.5
Es kann besonders niederschmetternd sein, sich an einen Ernährungsplan zu halten und trotzdem die Neurodermitis nicht unter Kontrolle zu kriegen. Die Ernährung ist eben nicht die Ursache der Erkrankung und daher auch nicht die einzige Stellschraube zur Verbesserung deiner Hautgesundheit. Je nach Schweregrad gibt es unterschiedliche Möglichkeiten zur Behandlung der Neurodermitis. Insbesondere bei moderater bis schwerer Neurodermitis reicht eine Umstellung der Ernährung oftmals nicht aus. In diesem Fall können sogenannte systemische Therapien infrage kommen, welche das Entzündungsgeschehen von innen heraus regulieren. Diese innovativen Behandlungen zielen darauf ab, die zugrundeliegenden Ursachen der Entzündungen anzugehen. Anstelle eines kurzfristigen Ansatzes bieten diese Therapien eine langfristige Strategie, um die Lebensqualität von Menschen mit Neurodermitis nachhaltig zu verbessern.
Es ist völlig normal, sich durch das ständige Auf und Ab zeitweise verunsichert zu fühlen. Aber es gibt Hoffnung – und sie beginnt mit dem Verständnis und einer ganzheitlichen Betrachtung deiner Erkrankung. Lass dich nicht entmutigen. Suche das Gespräch mit deiner Hautärztin oder deinem Hautarzt, um über eine für dich passende und effektive Therapie zu sprechen. Jeder Schritt, den du unternimmst, ist ein Schritt hin zu einem besseren Verständnis deiner Krankheit und damit zu einem besseren Management deiner Symptome. Mit den richtigen Werkzeugen – einschließlich einer ausgewogenen Ernährung, der Unterstützung durch deine Ärztin oder deinen Arzt und den Zugang zu innovativen Therapien – kannst du deine Lebensqualität deutlich verbessern.
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