Neurodermitis, auch als atopische Dermatitis bekannt, ist eine chronische Hauterkrankung, die oft eine gezielte und nachhaltige Behandlung erfordert. Durch eine gestörte Hautbarriere können äußere Reize wie Allergene in Form von Tierhaaren oder Pollen aus der Luft in den Körper eindringen und dort zu einer überaktiven Reaktion des Immunsystems führen.1 Betroffene entwickeln in Folge schwere entzündliche Symptome, die mit einem quälenden Juckreiz der Haut und mit Schmerzen einhergehen.1 Das Zusammenspiel aus gestörter Hautbarriere, äußeren Faktoren und einem überaktiven Immunsystem macht deutlich, dass Neurodermitis nicht nur eine Hauterkrankung ist. Je nach Schweregrad der Erkrankung reicht es deshalb auch nicht aus, die entzündeten Hautpartien mit äußerlich angewendeten Cremes und Lotionen zu behandeln.2
In diesem Artikel erklärt Dr. med. Peter Weisenseel, Facharzt für Dermatologie am Dermatologikum Hamburg, welche Behandlungsmöglichkeiten es gibt, um die Symptome der Neurodermitis zu lindern und den Entzündungsprozess in den Griff zu kriegen. In diesem Zusammenhang spielen topische (äußerliche) Therapien und systemische (innerliche) Therapien eine entscheidende Rolle.
Die tragende Säule jeder Neurodermitis-Therapie ist die Basispflege. Damit ist eine an deine persönlichen Bedürfnisse angepasste Hautpflege mit Salben, Cremes und Lotionen gemeint. Regelmäßiges Eincremen gehört zu den wichtigsten vorbeugenden Maßnahmen: Wer die Haut mit einer geeigneten Langzeitpflege gut im Gleichgewicht hält, schützt sie davor, Feuchtigkeit zu verlieren und zu stark auszutrocknen. Reicht die Basispflege allein nicht aus, kommen wirkstoffhaltige Neurodermitis-Cremes oder -Salben zum Einsatz, die über mehrere Tage hinweg auf die betroffenen Hautstellen aufgetragen werden. Sie reduzieren die Entzündung und somit auch den Juckreiz.3 In Form von rückfettenden Cremes, Salben oder Lotionen auf die betroffene Haut aufgetragen, entfalten sie ihre Wirkung genau dort. Man nennt sie deshalb auch topische (lat. örtliche) Therapien. Die topische Therapie zielt darauf ab, lokale Symptome zu lindern und Hautirritationen direkt zu behandeln. Sie bietet eine präzise und klar beschriebene Wirkung, ist jedoch auf die äußere Hautschicht beschränkt.4
Im Gegensatz dazu ermöglichen systemische Therapien, die in Form von Tabletten oder Injektionen verabreicht werden, eine Wirkung im gesamten Körper. Sie kommen bei mittelschwerer bis schwerer Neurodermitis zum Einsatz und reduzieren die fehlgeleitete Reaktion des Immunsystems. Dr. Weisenseel, erklärt: „Bei der Neurodermitis gibt es eine ganze Reihe von innerlichen, also systemischen Therapien, die wir heute zur Verfügung haben. Sie sind ganz unterschiedlich in der Auswirkung auf das Immunsystem.“ Der Experte weiter: „Grundsätzlich werden alle Medikamente, die das Immunsystem ein wenig unterdrücken, bei Neurodermitis wirksam sein, weil das überaktive Immunsystem beruhigt werden muss.“
Bei Neurodermitis spielt das Immunsystem eine entscheidende Rolle: Es reagiert auch auf harmlose Reize, die bei gesunden Menschen keine nennenswerte Reaktion auslösen würden. Diese übermäßige Reaktion führt zu Entzündungen und Hautirritationen.
Eine systemische Behandlung kann bei mittleren bis schweren Fällen der Neurodermitis besonders sinnvoll sein, da sie das überaktive Immunsystem auf umfassendere Weise beeinflusst. Innovative Systemtherapien zielen darauf ab, bestimmte Botenstoffe des Immunsystems zu regulieren – sie wirken spezifisch, anstatt die ganze Immunantwort global zu unterdrücken. Dies ermögliche eine gezieltere Steuerung, vergleichbar mit der Feinabstimmung eines Orchesters, so Experte Dr. Weisenseel. Und er erklärt, dass durch diese präzise Regulation schädliche Reaktionen beruhigt werden könnten, während das Immunsystem weiterhin in der Lage sei, seine schützenden Funktionen gegenüber Erregern aufrechtzuerhalten.
Experten wie Dr. Weisenseel empfehlen Menschen mit schwerer Neurodermitis, sich unbedingt über die neuen Therapien zu informieren: „Gehen Sie bitte wieder in ärztliche Behandlung. Es hat sich viel getan in den letzten Jahren. Es gibt neue, moderne Therapien, mit denen wir gezielter, sicherer und effektiver Neurodermitis behandeln können als noch vor einigen Jahren.“
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