Direkt zum Hauptinhalt

Wenn Neurodermitis plötzlich wieder auftaucht

Mit zunehmendem Alter können bei Menschen mit Neurodermitis, auch atopische Dermatitis genannt, neue Herausforderungen auftreten. Denn die Haut wird immer dünner, trockener und verliert ihre Elastizität, was die Hautbarriere schwächt. Diese altersbedingten Veränderungen können die Reaktivierung deiner Neurodermitis begünstigen.1,2 Zudem zeigt sich bei Erwachsenen ab 65 Jahren oft ein verändertes Erscheinungsbild der Erkrankung. Meist werden die Symptome massiver und das Krankheitsbild insgesamt schwerer. Häufig ist die gesamte Haut der Patienten stark gerötet, schuppend und stark juckend, sodass die Patienten in ihrer Lebensqualität stark eingeschränkt sind.2

In diesem Blogartikel erläutern wir, wie Neurodermitis im höheren Alter aussehen kann, welche Schwierigkeiten dabei auftreten können und wie du deine Haut optimal schützen und pflegen kannst.

Neurodermitis erkennen – Symptome verstehen

Eine schlummernde Neurodermitis unterscheidet sich in ihrer Erscheinung von einer akuten Phase der Hauterkrankung, denn sie zeigt oft mildere Anzeichen, die leicht übersehen werden können. Diese Minimalformen der Krankheit treten häufig an Stellen auf, die du nicht automatisch mit der Erkrankung in Verbindung bringst. Dazu gehören beispielsweise eingerissene Mundwinkel, trockene oder aufgeplatzte Haut an den Fingerkuppen oder Zehenspitzen sowie eine verstärkte Zeichnung der Handinnenflächen. Solche Symptome können erste Hinweise darauf sein, dass deine Neurodermitis wieder aktiv geworden ist.2

Im Gegensatz dazu sind die Symptome bei einer aktiven Neurodermitis ausgeprägter. Es kommt zu starkem Juckreiz, verbunden mit dem unstillbaren Drang zum Kratzen. Dies kann mit Rötungen und nässenden Ekzemen einhergehen, die oft von Schwellungen und Schuppenbildung begleitet sind. Akute Schübe werden meist durch bekannte Trigger wie Stress, Allergene oder trockene Luft ausgelöst.

Triggerfaktoren, die eine „schlummernde“ Neurodermitis aktivieren können, sind noch nicht abschließend erforscht. Es gibt jedoch Hypothesen: Hormonelle Einflüsse, wie etwa die Wechseljahre, könnten eine Rolle spielen, ähnlich wie bei der Psoriasis. Zudem wird angenommen, dass ungeeignete Hautpflege bei Menschen mit dieser Veranlagung die ohnehin altersbedingt geschwächte Hautbarriere zusätzlich beeinträchtigen könnte. Studien untersuchen mögliche Auslöser, um die Mechanismen besser zu verstehen.2

Erste Erkenntnisse zur schlummernden Neurodermitis

Aktuelle Forschungen zeigen zum Beispiel, dass neuroimmune Prozesse – also Wechselwirkungen zwischen Nerven und Immunsystem – eine wichtige Rolle spielen könnten. Stress und emotionale Belastungen erhöhen die Aktivität der Nervenenden in der Haut, was den Juckreiz verstärkt und die Hautbarriere weiter schwächt. Diese Mechanismen könnten erklären, warum manche Menschen nach Jahren der Beschwerdefreiheit plötzlich wieder Symptome entwickeln.2

Warum ist ein frühzeitiges Erkennen von Neurodermitis wichtig?

Die Herausforderung bei einer schlummernden Neurodermitis liegt darin, dass Betroffene die milden Symptome oft nicht ernst nehmen oder sie mit anderen Hautproblemen verwechseln. Doch auch diese minimalen Anzeichen können zu einem vollständigen Aufflammen der Erkrankung führen, wenn sie unbehandelt bleiben. Du solltest deshalb frühzeitig dermatologische Hilfe in Anspruch nehmen, um deine Hautbarriere zu stärken und den Übergang in eine akute Phase zu verhindern.

Basistherapie – bei Neurodermitis eine tägliche Routine

Eine konsequente Basispflege ist das A und O im Umgang mit Neurodermitis – besonders im Alter, weil die Hautbarriere aufgrund von altersbedingter Trockenheit angreifbarer wird. Feuchtigkeitsspendende Cremes beispielsweise mit Ceramiden (das sind spezielle Fette (Lipide), die natürlicherweise in unseren Hautzellen vorkommen und etwa 30 bis 50 Prozent der äußersten Hautschicht ausmachen) helfen deiner Haut dabei, ihre geschwächte Barriere wieder aufzubauen. Vermeide aggressive Reinigungsmittel und wähle stattdessen milde, duftfreie Produkte. Kurze, lauwarme Bäder ohne jegliche reizende Stoffe sind für die Reinigung geeignet – heiße Bäder solltest du hingegen meiden, da sie die Haut zusätzlich austrocknen können.

Neurodermitis im Alltag – Wenn die Pflege deiner Haut schwerfällt

Mit zunehmendem Alter kann es schwieriger werden, die Hautpflege konsequent durchzuführen. Vielleicht macht dir eingeschränkte Beweglichkeit zu schaffen oder andere gesundheitliche Probleme rücken in den Vordergrund. Doch gerade dann ist es entscheidend, deiner Haut die nötige Aufmerksamkeit zu schenken. Chronischer Juckreiz kann nicht nur deinen Schlaf stören, sondern auch emotional belasten und Stress oder sogar depressive Verstimmungen auslösen. Eine gute Pflege hilft dir, diese Symptome zu lindern und Schübe zu verhindern – ein wichtiger Schritt für dein Wohlbefinden.

Therapieoptionen für Neurodermitis im fortgeschrittenen Alter

Die Behandlung von Neurodermitis richtet sich nach deinem individuellen Hautzustand und deinem Lebensalter. Während bei Kindern oft sanfte Cremes und Salben ausreichen, benötigen Erwachsene mit fortgeschrittener atopischer Dermatitis manchmal stärkere Medikamente oder spezialisierte Therapien. Besonders bei schwereren Verläufen können innovative, systemisch wirkenden Therapien eine vielversprechende Option sein. Sie zielen darauf ab, Juckreiz und Entzündungen von innen heraus nachhaltig zu reduzieren. Indem du regelmäßig deine Ärztin oder deinen Arzt aufsuchst, sorgst du dafür, dass deine Behandlung sicher und optimal auf deine besonderen Bedürfnisse abgestimmt wird.

Psychosoziale Faktoren im Alter – Wenn Stress die Haut beeinflusst

Unsere Haut und unsere Psyche sind eng miteinander verbunden, besonders bei einer chronischen Erkrankung wie Neurodermitis. Stress, emotionale Belastungen oder sogar ungelöste Konflikte können dazu führen, dass sich die Symptome verschlimmern oder ein neuer Schub ausgelöst wird. Vielleicht hast du selbst schon bemerkt, dass deine Haut in stressigen Phasen empfindlicher reagiert oder der Juckreiz stärker wird. Das liegt daran, dass Stresshormone wie Cortisol die Hautbarriere zusätzlich schwächen und Entzündungen fördern können.

Das gilt für alle Lebensphasen – unabhängig vom Alter. Aber natürlich können besonders in einer späteren Lebensphase psychosoziale Faktoren wie Stress, Einsamkeit oder emotionale Belastungen eine größere Rolle im Umgang mit Neurodermitis spielen. Vielleicht stehst du vor neuen Herausforderungen, sei es durch gesundheitliche Einschränkungen, den Verlust nahestehender Menschen oder Veränderungen in deinem sozialen Umfeld. Diese Belastungen können nicht nur deine Psyche, sondern auch deine Haut beeinflussen. 

Neurodermitis: Antistress-Programm und guter Austausch

Es ist wichtig, Strategien zu entwickeln, um mit diesen Belastungen umzugehen. Entspannungstechniken wie Achtsamkeitstraining oder Yoga sind nicht nur für jüngere Menschen geeignet – sie können auch älteren Erwachsenen helfen, innere Ruhe zu finden und besser mit Stress umzugehen. Vielleicht möchtest du auch progressive Muskelentspannung ausprobieren oder dir bewusst Zeit für Aktivitäten nehmen, die dir Freude bereiten.

Ein weiterer Aspekt ist der soziale Kontakt. Mit anderen Menschen über deine Erfahrungen zu sprechen – sei es in einer Selbsthilfegruppe, online in einer Community oder im Freundeskreis – kann dir das Gefühl geben, verstanden und unterstützt zu werden. Einsamkeit ist ein häufiger Stressfaktor im Alter, und der Austausch mit Gleichgesinnten kann nicht nur Trost spenden, sondern auch neue Perspektiven eröffnen. Wenn du Veränderungen an deiner Haut bemerkst – sei es trockene Stellen, feine Risse oder ein leichter Juckreiz –, nimm diese ernst. Es könnte ein Hinweis darauf sein, dass deine Neurodermitis wieder aktiv wird. Lass dich von einer Dermatologin oder einem Dermatologen beraten. 

Neurodermitis: Allergien begünstigen Schübe – Was du wissen solltest

Allergien spielen bei Neurodermitis ebenfalls eine bedeutende Rolle, da sie häufig als Auslöser für Schübe wirken und den Hautzustand verschlechtern können. Vielleicht hast du erste Anzeichen wahrgenommen, dass in einer späteren Lebensphase plötzlich bestimmte Nahrungsmittel, Pollen oder Hausstaubmilben deine Symptome verstärken. Es ist wichtig, deine individuellen Auslöser zu identifizieren, um sie gezielt vermeiden zu können. Ein Ernährungstagebuch kann dir dabei helfen, Zusammenhänge zwischen Lebensmitteln und Hautreaktionen zu erkennen. Auch Allergietests bei Dermatologinnen und Dermatologen bieten wertvolle Unterstützung, um Klarheit über mögliche Trigger zu gewinnen.

Hole dir frühzeitig ärztliche Hilfe

Bei Neurodermitis steht das „chronisch-entzündlich“ im Vordergrund. Das bedeutet, dass die Hauterkrankung tatsächlich auch nach langen Phasen der Ruhe wieder aufflammen kann, insbesondere bei älteren Erwachsenen. Für die Behandlung stehen sowohl Akuttherapien während der Schübe als auch langfristige Hautpflege zur Prävention und Linderung der Symptome zur Verfügung. Ein multimodaler Therapieansatz kann dir helfen, deine Lebensqualität nachhaltig zu verbessern.

Regelmäßige ärztliche Untersuchungen helfen dir dabei, den Verlauf deiner Erkrankung im Blick zu behalten und die Therapie bei Bedarf anzupassen. Deine Lebensphase bringt vielleicht neue Herausforderungen mit sich, aber auch neue Möglichkeiten. Sprich mit deiner Hautärztin bzw. deinem Hautarzt, wenn sich deine Neurodermitis-Symptome verändern und frag auch aktiv nach neuen Therapiemöglichkeiten, wenn du dich im Alltag von deiner Neurodermitis eingeschränkt fühlst.  

Referenzen:

  1. Teng, Y. et al. (2023). Current and Emerging Therapies for Atopic Dermatitis in the Elderly. Clinical interventions in aging18, 1641–1652. Online abrufbar unter: https://doi.org/10.2147/CIA.S426044https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC10558003/ (zuletzt abgerufen am 04.04.2025)
  2. Mein Allergie-Portal. Plötzlich Neurodermitis bei Erwachsenen, oft unerkannt & unbehandelt. Online abrufbar unter: https://www.mein-allergie-portal.com/neurodermitis/940-schwere-neurodermitis-bei-erwachsenen-haeufig-unerkannt-und-unbehandelt.html (zuletzt abgerufen am 04.04.2025)
  3. Nia. Hormone und Neurodermitis. Online abrufbar unter: https://www.nia-health.de/hormone-und-neurodermitis/ (zuletzt abgerufen am 04.04.2025)

DE-ABBV-250177